Schluss mit Preußens
Gloria
Der
militärische Stechschritt hat ausgedient, er sollte zumindest
längst am Nagel hängen.
Deswegen ist es erstaunlich, in wie viele Erfolgsprogramme die alte
preußische Tugend "Disziplin" immer noch als Rezept eingearbeitet
ist. Auch hier gilt, machen Sie sich schnell aus dem Staub, wenn Sie
jemand damit beglücken will.
Selbstverständlich
hüten
wir uns vor platten
Verallgemeinerungen. Wir wollen natürlich, dass es in vielen
Bereichen diszipliniert zugeht, zum Beispiel zu
Lande auf dem Wasser und in der Luft, damit die
Flugzeuge nicht reihenweise vom Himmel in unfallverkeilte Blechkisten
auf die Straßen sürzen. Wenn wir uns verabredet haben, ist es
selbstver- ständlich, dass wir den Anderen nicht die Zeit stehlen und
endlos lange warten lassen.
Gefährlich wird
es immer
dann, wenn sich zur Disziplin
noch das unscheinbare "Selbst" gesellt. Die "Selbstdisziplin" kann bei
vielen Gelegenheiten gleichgesetzt werden mit Quälerei, Verstümmelung
oder heulendem Elend. Letzteres
ereilt uns gern dann, wenn wir mal wieder die nötige Portion Disziplin
nicht aufgebracht haben. Vorwurfsvolle Mienen im Bund mit den eigenen
Selbstzweifeln katapultieren das Selbstwertgefühl dann ab in den Keller.
Es gibt wohl
niemanden,
der diese Situation nicht kennt.
Das hat einen guten Grund. Der rührt daher, dass wir alle die größte
Disziplinierungsinstitution aller Zeiten durchlaufen haben. Wir
sprechen von der Schule. Dort wurden uns die "Flausen aus dem Kopf
getrieben". Völlig gleichgültig wie modern uns das Bildungswesen daher
kommt. Am wesentlichen Charakter hat sich seit preußischen Zeiten nicht
viel geändert.
Immerhin darf man
das
heute laut sagen. Das Problem findet
inzwischen sogar Eingang in die Literatur. Auch der schon öfter
zitierte Robert. T. Kiyosaki ist in Preußen bei der Suche nach
Erfolgs- verhinderern fündig geworden. Das preußische Bildungs- wesen
erblickte ja nicht durch Zufall das Licht der Welt:
"erst
im
Industriezeitalter entstand allmählich ein neuer Bedarf: Es bildete
sich eine Nachfrage nach Angestellten heraus. In Reaktion darauf
übernahm der Staat die Aufgabe der Bildung der Massen. Er bediente sich
dabei des preußischen Systems, nach dessen Modell heute noch die
meisten
Schulsysteme der westlichen Welt aufgebaut sind. ...
...
Wenn
Sie
sich in die Philosophie
hinter dem preußischen Bildungswesen einlesen, werden Sie
feststellen, dass sein Zweck darin bestand, Soldaten und Angestellte
heranzubilden, die Anordnungen befolgen und tun würden, was man
ihnen auftrug. Das preußische System ist für massenproduzierte
Angestellte gedacht." (Originalzitat: "Das
Geschäft des 21sten Jahrhunderts" - Robert T. Kiyosaki mit John Fleming
und Kim Kiyosaki, Gliederung
durch den Autor dieser Seite)
Anmerkung:
Kiyosakis
Wirken sollte
man immer vor dem Hintergrund seiner Wirkungsstätte
USA verstehen. Seine Ermunterungen,
die A-und S-Quadranten (Angestellte und Selbständige) zu verlassen
hätte es sicherlich unterstützt, wenn
er die Quelle
dieser
Erkenntnisse genannt hätte. Wir kommen gleich noch einmal darauf
zurück.
Auch
ein deutscher Autor
hat sich in die preußische
Disziplin eingearbeitet. Ob es Zufall ist, oder ob sich beide
gegenseitig befruchtet haben, lässt sich aus ihren Werken nicht
erkennen. Jedenfalls hat der Coach
und
Erfolgsautor, Thomas Hohensee, in
seinem Buch "Lob der Faulheit. Warum Disziplin und
Arbeitseifer uns nur schaden", auch dem preußischen Stechschritt ein
kleines
Kapitel gewidmet:
"Im
Stechschritt
... Marsch!
Preußen
kann
man
sich nicht ohne Soldaten und Krieg denken. ...
...
Das Markenzeichen
Preußens war seine Armee und das
Markenzeichen dieser der Stechschritt. Eigentlich heiß der Stechschritt
nämlich preußischer Parade- schritt. Falls Sie nicht wissen, wie er
aussieht, geben Sie einfach bei YouTube das Stichwort "Stechschritt
ein. Lohnt sich wirklich!
Der
Paradeschritt wurde
Anfang des 19. Jahr- hunderts durch
das preußische Exerzier-Reglement eingeführt und ist laut Wikipedia
eine
"Demonstration absoluter Disziplin".
Mehr
wollten wir
eigentlich gar nicht wissen. Disziplin
und Stechschritt: Das passt. Raten Sie mal, wer den Stechschritt
begeistert übernommen hat. Die russischen Zaren, später Stalin und
seine Nachfolger, die deutsche Wehrmacht unter Hitler und die
Diktatoren in China, Nordkorea und Weißrussland.
Die
deutsche Wehrmacht
war im Kern eine preußische Armee.
Preußen stellte den größten Bundesstaat im deutschen Reich und
bestimmte weitgehend dessen Politik. Der preußische Militärstaat ist
1945 zusammen- gebrochen. Aber der Stechschritt hat noch fast fünfzig
Jahre in der DDR überlebt. Diktatoren lieben derar- tige
Demonstrationen
absoluter Disziplin. Deshalb ist es keine Überraschung, dass die
Herrscher in der DDR diese spezielle preußische Militärtradition
pflegten.
Heute
gehört Preußen
zum kollektiven Unbewussten in
Deutschland. Obwohl es Mitteleuropa über Jahrhunderte prägte, ist
Preußen quasi über Nacht aus dem Bewusstsein der Deutschen
verschwunden. Im Prinzip ist das zu begrüßen. Allerdings leben die
preußischen Grundsätze fort und sterben erst nach und nach ab. Dazu
zählt die Disziplin. Trotz ihrer monströsen Folgen genießt sie bei
vielen immer noch einen guten Ruf. Vor allem, wenn es um die
Arbeitsethik geht, wird sie gepriesen. Dabei verursachen Disziplin und
Fleiß - wie wir noch sehen werden - nicht nur im militärischen Leben,
sondern auch sonst schwere Schäden.
Alle
negativen
Erscheinungen, die das Wesen der Disziplin
ausmachen, waren in Preußen verwirklicht: Zucht, Ordnung, Einordnung,
Unterordnung. Es herrscht eiserne, strenge Disziplin, in den Familien,
in den Schulen, in den Fabriken und natürlich im Militär. Die Menschen
wurden zu unbedingtem Gehorsam erzogen. Es wurde nicht diskutiert,
sondern befohlen. Basta! Preußen war eine einzige große
Kadettenanstalt, ein kollektives Zuchthaus. Disziplin hielt diese
Fehlkonstruktion mit Gewalt zusammen - bis zum Zusammenbruch.
Disziplin
endet unweigerlich im Zusammenbruch. Diktaturen sind nicht von
Dauer und auch
Einzelne, deren leben sich nur auf Disziplin gründet, sind in Gefahr.
Sie führen oft ein freudloses, von reiner Pflichterfüllung
gekennzeichnetes Leben und zwingen sich so stark in ein eisernes
Korsett, dass sie am Ende kaputtgehen. Burn-out nennt man das heute.
Der persönliche totale Zusammenbruch wäre ohne eiserne Disziplin
unmöglich. Wer sich längere Zeit immer wieder zu unmenschlichen
Leistungen antreibt, wird Opfer einer tiefen Erschöpfung."
(Originalzitat:
"Lob der
Faulheit. Warum
Disziplin und
Arbeitseifer uns nur schaden, Thomas Hohensee", Gliederung
durch den Autor dieser Seite)
Wir
befassen uns also nicht aus Jux und Tollerei mit der finanziellen
Fitness für Faule. Die Geschichte hat einen ernsten Hintergrund mit
klarem Signal. Wenn wir weitermachen wie bisher, bekommen wir
auch immer das Gleiche serviert. Wenn wir auf den alten Holzwegen
tatsächlich mehr zu erreichen versuchen, zahlen wir einen viel zu hohen
Preis und gefährden Gesundheit und tatsächlichen Wohlstand. Wir werden
"Des Reichtums fette Beute", frei nach einem Buchtitel des bekannten
Ökonomen Gustav A. Horn.
Je früher wir
die
destruktiven Mechanismen erkennen und als Gegenmittel unserer
internes Löschprogramm einsetzen, desto schneller und spielerischer
haben wir unsere 199.000 Euro in der Tasche. Wir müssen vorher nur noch
die Impulse unserer beiden Autoren in Richtung Schule und Ausbildung
vertiefen. Dazu greifen wir auf eine Quelle zurück, aus der
möglicherweise auch Kiyosaki und Hohensee geschöpft haben. (Dort lesen
wir zum Beispiel: "Wie und warum das allgemeine Bildungswesen unsere
Kinder verkrüppelt"). Ziehen Sie
sich warm an.
Die Erkenntnise aus
dieser
Quellenforschung sind für unsere Erfolge unentbehrlich. Wenn wir etwas
reparieren wollen, müssen wir wissen, was kaputt ist und am besten auch
warum. Das beugt künftigen Schäden vor und macht uns immun gegen Irrwege.
Ohne Gleichschritt, marsch!
|